"Eine Geschichte möchtet ihr hören" Tomaso blickt Mori einen Augenblick nachdenkend an. Er hatte wahrlich genug erlebt und gesehen, mehr als genug für ein Leben.
"Ich geriet früh unter die Söldner. Allerdings hatte ich damals mehr Glück, als diese Jungs hier. Mein Hauptmann war klug und umsichtig. Er hatte ein Händchen für lukrative Aufgaben. Als ich ihn kennenlernte, ich war 14 Jahre alt, hatte er allerdings gerade Pech gehabt. Seine ganze Truppe war bei einem kleinen Kriegsscharmützel umgekommen. Mit ihm hatte nur seine rechte Hand, der alte Terminus, überlebt. Die beiden zogen durch die Städte des Suderlands auf der Suche nach Jungs mit zu viel Kraft und genug Verstand sich nicht gleich umbringen zu lassen. Wir haben zu viert bei ihm angeheuert: Friedhelm, Tobold, Wiglaf und ich."
Sein Blick scheint in weite Ferne zu schauen, als er nach dem Landwein greift und einen tiefen Schluck nimmt,
"Unser erster Auftrag versprach leicht verdientes Geld zu werden. Ein Landadeliger hatte uns beauftragt aus einem alten Hügelgrab, die Rüstung seines Ahnherrn zu holen. Einige Goldfalken Belohnung sollten dabei für uns herausspringen.
Das Grab war eines von vielen auf einem Gräberfeld, das nach irgendeiner Schlacht entstanden war. Allerdings hatte man versäumt, Priester die Ruhestätten einsegnen zu lassen. So das die meisten ruhelos in ihren Gräbern existierten. Das wußten wir damals allerdings nicht. Das hatte uns unser Auftraggeber bewußt verschwiegen.
Es dauerte Stunden bis wir das Grab gefunden hatten. Der Eingang war versiegelt. Aber der alte Terminus hatte Erfahrungen mit dem Öffnen von Türen aller Art. Und so lag schnell der dunkle Eingang in die Tiefe der Ruhestatt vor uns. Der Hauptmann ging mit einer Laterne vorran. Wir folgten mit den Händen unsere Schwerter umklammernd. Terminus bildete die Nachhut. Ein kalter Hauch umwehte uns. Es roch nach Tod. Die klamme Kälte kroch durch unsere Kleider bis in unsere Knochen.
Schon bald sahen wir andere Tunnel, die in dieses Grab mündeten. Als wir in die Grabkammer kamen, standen dort überall Soldaten. Knochenmänner, in Uniformfetzen und bewaffnet mit Schwerten. Sie standen um ihren toten Hauptmann. Der Schreck fuhr uns bis ins Mark. Als uns die untoten Soldaten angriffen, flohen wir hinaus in die untergehende Sonne.
Doch wir brauchten das Geld. Also griff der Hauptmann tief in seine Taschen und bezahlte einen Priester, uns zu helfen. Gemeinsam gingen wir zurück.
Der folgende Kampf war lang und mühevoll. Wir brauchten einen Tag um der Knochenmänner Herr zu werden. Einen weiteren Tag dauerte es, die Erde und die Knochen einzusegnen. Doch dann gingen wir mit der Rüstung zurück zu unserem Auftraggeber. Unser Hauptmann schlug den doppelten Preis heraus. Das Gelage danach hat einen Wirt reicher gemacht."
Tomaso schmunzelte als er an diese Zeit zurückdachte...