Waffenlos in Städten

  • Salut zäme,


    jeder kennt die Szene: mit einem Staubfilm überzogen, Schweißperlen ziehen Furchen durchs Gesicht stehen unsere Helden vor dem Stadttor. Der Barbar mit seiner zweischneidigen Axt und Schrumpfköpfen vom Gürtel hängend versucht mal zur Abwechslung nicht furchteinflößend auszusehen, der Dieb, 2 Dolche im Gürtel und Blutbeschmierte Goldmünzen zählend hält sich im Hintergrund während der Magier in seinen neuen Schriftrollen studierend die Szenerie ignoriert. Nur unser Kämper, das 2 Handschwert auf dem Buckel, Wurfaxt neben dem Morgenstern am Gürtel, den Schweinsstecher neben an, Armbrust vom Gürtel hängend und Kurzschwert rechtsgegürtet (und natürlich den Beutel mit 50 g schweren Wurfsteinen).
    Und wenn ich mir so die Situation recht überlege, und ich die Stadtwache am Tor wäre, dann würd ich sagen: "Jungs, danke für´s Gespräch, ihr dürft mit eurem Waffenarsenal drausen bleiben!"
    Wie macht ihr das? Sind Waffen bei euch innerhalb der Stadtmauern erlaubt? Hat jemand paar historische Fakten dazu?

  • Hängt natürlich extrem vom Setting ab - und wie "normal" es ist, dass Bewaffnete überhaupt durch die Stadt laufen.
    In einer "ganz normalen pseudo-mittelalterlichen Stadt" würde es die legitime Ordnungsmacht (Stadtfürst, Stadtrat...) natürlich als Affront auffassen, weil eine Gruppe Bewaffneter deutlich signalisieren, dass sie den hiesigen Stadtwachen nicht vertrauen, für Sicherheit sorgen zu können. Außerdem sind Städte ja oft ein eigener Rechtsraum, in dem festgelegt ist, mit welchen waffenartigen Gegenstände bestimmte Gruppen rumlaufen dürfen. Klassischerweise wird "Fremden" da ein recht geringes Vertrauen entgegengebracht. Warum auch? Wer braucht schon Waffen, wenn er Gutes im Schilde führt? Herbergsväter und Schankwirte werden diese potentiellen Unruhestifter auch nicht aufnehmen...
    Klar, wenn die Gruppe von einem lokalen Herrscher begleitet oder gar als "Helden" eingeladen ist, verhält es sich natürlich anders. Auch wenn eine Heerschau oder sonstwas stattfindet, bzw. die Helden als eben "gute Helden" bekannt sind.
    Anders natürlich bei so Conan-Welten, also Wilder Westen mit Schwertern und Keulen, in dem es keine legale Macht gibt, die das Gewaltmonopol hat. Dann wird den Helden aber dennoch eine gesunde Skepsis entgegengebracht.
    Beste Grüße,
    Erafal

  • Das Tragen von Waffen ist meistens ein Zeichen von Reichtum und / oder Stand - insbesondere Schwerter waren sehr teuer.


    Die Details was das Recht auf Waffen angeht sind natürlich sehr speziell Weltabhängig.


    Je nach Kultur und Gesellschaft haben Waffen eine unterschiedliche Bedeutung, es kann sein das die Bevölkerung absichtlich bewaffnet wird um das Militär zu unterstüzen und die Verteidungsfähigkeit und Unabhängigkeit eines Landes zu gewährleisten.


    Wenn die Bevölkerung sich bedroht fühlt - von Feinden, Tieren, Monstern oder ihrer Regierung wird hier sicherlich ein gesteigertes Interesse vorhanden sein Waffen zu besitzen und zu Tragen.


    Wenn die Regierung angst vor ihren Untertanen hat / Aufruhr ect. befürchtet wird sie sicherlich versuchen die Bewaffnung der Bevölkerung einzudämmen.



    Ich denke eine Stadtwache wird kaum Versuchen jemanden zu entwaffnen aber eventuell eine Eskorte bereitstellen wenn die "Gäste" vertrauensunwürdig erscheinen - oder ein paar heimliche beobachter abstellen.

  • Ich habe hier gute Erfahrungen gemacht, indem ich nur bestimmte Waffen zugelassen habe (Klingen, die ein bestimmtes Maß nicht überschreiten). Schusswaffen und Rüstungen lassen sich auch gut und plausibel verbieten, denn die braucht man nicht zur Selbstverteidigung.


    Ansonsten habe ich mal in einer Stadt die Schwerter mit Siegeln, sogenannten "Blomben", versehen lassen. Wer sein Schwert zog, der brach das Siegel und durfte sich vor der nächsten Stadtwache rechtfertigen.

  • Wenn die Bevölkerung sich bedroht fühlt - von Feinden, Tieren, Monstern oder ihrer Regierung wird hier sicherlich ein gesteigertes Interesse vorhanden sein Waffen zu besitzen und zu Tragen.


    Ich denke eine Stadtwache wird kaum Versuchen jemanden zu entwaffnen aber eventuell eine Eskorte bereitstellen wenn die "Gäste" vertrauensunwürdig erscheinen - oder ein paar heimliche beobachter abstellen.

    Warum eigentlich nicht entwaffnen? Immerhin kommt von außen jemand und will in unsere Stadt. Muß ich mich wirklich damit abgeben den Gast zu eskotieren? Aber falls entwaffnen, wie und wo werden die Waffen gelagert? In einer Art Zeughaus?

    Ansonsten habe ich mal in einer Stadt die Schwerter mit Siegeln, sogenannten "Blomben", versehen lassen. Wer sein Schwert zog, der brach das Siegel und durfte sich vor der nächsten Stadtwache rechtfertigen.

    Die Blomben sind eine interessante Idee. Beim Verlassen der Stadt muß man die Waffen dann wahrscheinlich nochmals vorzeigen?

  • Ja, bzw. spielt es außerhalb der Stadt keine Rolle mehr.


    Waffen in einem Zeughaus oder einer Aservatenkammer unterzubringen ist zwar keine üble Idee, allerdings handelt es sich dabei doch schon um einen recht "modernen" Akt der Logistik. Insofern würde ich so etwas nur in Städten machen, die sehr fortschrittlich sind.

  • Ansonsten habe ich mal in einer Stadt die Schwerter mit Siegeln, sogenannten "Blomben", versehen lassen. Wer sein Schwert zog, der brach das Siegel und durfte sich vor der nächsten Stadtwache rechtfertigen.


    Das nennt sich "Friedensgebunden" und war eine durchaus gängige Methode. Dabei handelt es sich um einen Lederriemen welcher an der Scheide einer Klingenwaffe befestigt über die Parrierstange gebunden wurde um ein schnelles und überraschendes Ziehen zu verhindern. An vielen Waffenscheiden kann man die dafür vorgesehene Öse noch erkennen.
    Da Hiebwaffen ja meißt als Werkzeug denn als Waffen angesehen wurden, von den ritterlichen Waffen wie Reiterhammer und Morgenstern/Kettenkeule einmal abgesehen. Aber letztere wurden ohnehin eher auf dem Feld, im Turnier oder garnicht genutzt. Davon einmal abgesehen war das tragen selbiger ohnehin Privilegierten vorbehalten, die nicht der gewöhnlichen Rechtsprechung unterlagen. Bei einem Ritter würde man wohl kaum das "Waffenverbot" einer Stadt durchzusetzen versuchen. Erst Recht nicht wenn in der Spielwelt genannte Waffen als Standessymbol doppelte Bedeutung haben.

  • Vor allem stellen Waffen (insbesondere solche die Helden mit sich rumtragen) einen nicht unerheblichen Wert da und ob man mal 1000 Goldstücke der stinkenden Stadtwache einfach in den Rachen wirft....

  • Vor allem stellen Waffen (insbesondere solche die Helden mit sich rumtragen) einen nicht unerheblichen Wert da und ob man mal 1000 Goldstücke der stinkenden Stadtwache einfach in den Rachen wirft....

    Naja, das ist einer meiner Hintergedanken. Nichts schöner für die Stadtwache als das tolle +25 Mithril-Kurzschwert auf dem Schwarzmarkt zu verhöckern...


    Bei einem adligen Ritter kann ich mir noch vorstellen das gewisse Ausnahmen angebracht sind. Aber bei einer ganz "normalen" Abenteuergruppe? Ich denke Erafals Einwand ist da durchaus angemessen:
    "Warum auch? Wer braucht schon Waffen, wenn er Gutes im Schilde führt? Herbergsväter und Schankwirte werden diese potentiellen Unruhestifter auch nicht aufnehmen..."
    Eine Frage ist wirklich die Logistik. Aber außer Waffen abnehmen und einlagern, der Eskorte oder dem Friedensgebunden sehe ich erstmal keine weitere Alternative.
    Als erstes Fazit bleibt für mich, dass unbekannte Bewaffnete die in eine Stadt wollen sich erstmal einem ganzen Haufen von Fragen stellen müssen. Und diese werden nicht von dem normalen Torwächter gestellte, sondern von einer Stelle weiter oben. Und bis derjenige Zeit hat bleibt unserer bewehrte Abenteurergruppe erstmal brav vor dem Tor stehen....

  • In unserer aktuellen Kampagne ist die Gruppe in einer Stadt, in welcher nur die Bürger Waffen tragen dürfen.
    Und Bürger wird man nur, wenn man ein eigenes Haus in der Stadt und einen Ausweis hat (was sehr teuer ist).
    Die Stadt ist ziemlich bürokratisch, aber an sich finde ich das eine gute Lösung.

  • Klingt gut. Aber in beiden Fällen - Walt und Alex, ist anzunehmen das auch vor den Stadttoren wenigstens irgendwelche Unterkünfte für Leute existieren die ihre Waffen nicht abgeben wollen oder nicht direkt in die Stadt müssen um zu handeln. ZB Söldner und ähnliches Gesindel würden sicher nie ihre Waffen abgeben - und brauchen entweder einen Passierschein oder eine Unterkunft vor den Toren. Sowas wie ein Handelsposten am Stadttor würde sich da anbieten. Vielelicht ist der ja sogar ebenfalls ein wenig befestigt um Überfälle zu vermeiden usw....

  • Bei den meisten meiner Städte gibt es eine Ansiedlung vor den Toren: Karawansereien, Elendsviertel, Stallungen, Tavernen, Huren und Drogen - vieles was der ehrliche Bürger viel lieber vor als hinter seinem Stadttor hat.
    Aber warum muß es denn Unterkünfte geben? Der der in der Stadt wohnt hat es doch zu etwas gebracht. Handel ist notwendig, aber irgendein dahergelaufener Fremder? Warum sollte ich mich als Stadtbewohner (-rat, -präsident) darum kümmern wo diese unterkommen? Immerhin kommen die doch in meine Stadt und müssen sich auch dementsprechend informieren. Und nicht andersrum!
    (wenn ich mit meinem Schweizer Kennzeichen in eine deutsche Stadt mit Umweltzone fahren will muß ich auch mein Emblem auf der Windschutzscheibe haben-oder Buse zahlen.)

  • In meinem Fall gibt es eine recht simple Lösung.


    Die Stadt liegt in einem Flusssystem und man erreicht sie nur über eine Brücke auf eine große vorgelagerte Insel und dann erneut über eine Brück in die Stadt.
    Söldner können also auf der Insel nächtigen, welche nur durch die Wachposten an der ersten Brücke geschützt ist.
    Das Waffenverbot geht (offiziell) aus dem Glauben der Bevölkerung hervor, der von einer mächtigen Priesterkaste kontrolliert und gesteuert wird.
    z.B. darf man nur Gebäude betreten, die nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, quadratisch und von den Priestern gesegnet sind. Das wirft bei der Architektur größerer Gebäude einige Probleme auf, aber der Glaube ist nunmal sehr stark.
    Bei solchen Regeln fällt das waffenverbot nicht wirklich auf.

  • walt-sieh das mit den Unterkünften mal anders. Nicht der Stadtrat hat dafür zu sorgen; eigentlich würden die sogar liebend gerne auf die gesammte Siedlung außerhalb der Mauern verzichten. Aber ein findiger Bürge wird in dem anbieten von Unterkünften außerhalb der Mauer ein riskantes aber lukratives Geschäft wittern und entsprechend zB ein Gasthaus betreiben. Das passiert Einfach automatisch.

  • Bin ich bei dir Storm. Laß uns den Gedanke weiterspinnen: warum ist es ein lukratives und risikoreiches Geschäft? Lukrativ kann es ja nur sein wenn eine entsprechende Anzahl von Abenteuerern und Söldnern durch die Lande ziehen. Für einige wenige Passanten im Jahr rentiert sich das nicht. Also wenn solch eine vorgelagerte Herberge, dann doch (zumindest unter dem diskutierten Aspekt) nur bei den großen Städten. Und der Tavernenbesitzer wird, falls er solch bewaffnete und gefährliche Kundschaft hat, auch gebührende Security haben. Sonst mach ja jeder besoffene Hobbit schon wieder Stunk.
    Eine andere Frage ist auch, in wie weit die Stadt solche ein Etablisment direkt an den Stadtmauern haben will. Oder doch lieber einen 1/4 Tagesmarsch entfernt? Und wer würde ansonsten in solch einer Taverne verkehren? Doch eher weniger der brave Bürger.


    Laßt uns doch kurz das Beispiel Söldner-EInheit diskutieren. Was passiert denn da am Stadttor, wenn 25 Bewaffnete Söldner in die Stadt einreiten wollen?

  • Bei 25 Bewaffneten wäre es eine normale Reaktion, wenn die Wachen den Eintritt vorerst verwehren und erstmal nach einem Vorgesetzten schicken. Was danach kommt, wäre von den Gegebenheiten abhängig. Die Söldner werden sich wohl kaum bis aufs Hemd entwaffnen wollen. Das wäre ja, als ob sie nackt rumlaufen müssen. Daher würde ich den Kompromiss wählen, dass die Söldner nur eine einzige Waffe am Körper tragen dürfen, die auch nicht größer als ein Kurzschwert oder gar ein Dolch ist. Rüstungen sind natürlich abzulegen. Ich fände es unsinnig, wenn die Söldner zustimmen würden, dass sie alle Waffen ablegen. Es sei denn, man hat es mit einer Gruppe Kriegermönche zu tun, die man ja nur durch Handschellen und Fußfesseln entwaffnen kann. Außerdem werden die Einheimischen in bestimmten Vierteln auch nicht unbewaffnet sein und als Söldner wird man eher nicht bei den Reichen und Mächtigen aufgenommen, sondern eher im Hafenviertel oder so untergebracht.

  • So unterschiedlich können Reaktionen sein: wäre ich in dieser Situation Stadfürst, würde ich erstmal die Stadtwache sowie (falls vorhanden) das Militär alarmieren, die Tore nur für die Söldner schließen lassen, einen Vorgesetzten den Auftrag geben herauszuhören was die Söldner wollen, und falls sie handel treiben wollen höchstens 3 Söldner zeitgleich (nach deiner maximal Kurzschwert-Regel) in der Stadt zulassen. Und auch das nur unter der Auflage das der Haupttrupp sich von den Mauern zurückzieht aber in Sichtweite bleibt.

  • so ungefähr sehe ich das auch. Bei mir würde der Magistrat entscheiden das die Söldner Ihr Lager auf einem Feld vor der Stadt einrichten und mit maximal einem Dolch bewaffnet in die Stadt dürfen. Die oben angesprochene Taverne denke ich auch, findet sich nur bei einer großen Stadt. Aber ich glaube kaum das ein Stadtrat verhindern könnte das sich vor den Toren eine "Unterstadt" bildet. So wachsen Städte nu mal

  • Aber ich glaube kaum das ein Stadtrat verhindern könnte das sich vor den Toren eine "Unterstadt" bildet. So wachsen Städte nu mal

    Was mich direkt dazu bringt dass Lord Boshkar von Vorn (SW-Jaiman) einmal im Jahr, im Herbst hinausreitet und alle nicht-offiziellen Schuppen, Hütten und Häuser abfackelt! Hat er einerseits seine Stadt wieder sauber und andererseits kein Problem mit den Bettlern, die verhungern oder erfrieren im Winter dann sowieso