Marie sah Myriel ernst an und legte die Stirn in Falten. Was glaubte die Frau denn, wer sie war? Die Wohlfahrt? Auch wenn sie gerne über die Dinge im Gasthaus gesprochen hätte, eine Gegenleistung wäre schon angebracht. Immerhin riskierte sie dieses Mal etwas, wenn sie Informationen durchsickern ließ.
“Ich kann Euch nur so viel sagen: Lucille ist da drin. Und Ihr tut wirklich, wirklich gut daran, Euch nicht mit ihrer persönlichen Leibgarde anzulegen. Dass sie die Stadtwache so stoisch ignorieren, ist ein Befehl von oben. Euch würden sie vermutlich auseinander nehmen.”
Das sonst so freundliche Gesicht mit den grünen Augen und den leichten Sommersprossen wurde ernst. Sorgenvoll blickte Marie kurz zu den schwarzen Reitern herüber, dann sah sie Bronn und Myriel wieder an.
“Ich muss jetzt wieder da rein. Macht keine Dummheiten und sucht nicht nach offenen Hintertüren.”
Eilig wandte Marie sich um und lief zurück ins Gasthaus.
Mit dem Lippenlesen sollte Myriel kein Glück haben. Die Gesichter der fünf Reiter waren allesamt verborgen, entweder durch Helme oder durch Kapuzen die sie in tiefe Schatten hüllten. Zudem war es dunkel. Und selbst wenn sie gesprochen hätten, was hätte sie schon verstehen können? Zumindest als sie an der Bibliothek vorbei geritten waren, hatte es so geklungen, als hätten sie sich in einer fremden Sprache verständigt. Wenigstens schienen sie aber gerade keine Magie zu wirken.
Am anderen Ende des Platzes erklang erneut das Getrappel von Pferdehufen.